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Mich haben immer starke Persönlichkeiten beeinflusst, Musiker wie Jimi Hendrix, Sonny Rollins. Ich muss die Typen spüren, stelle mir die Frage: Sagt der mir was?

1954 in der Schweiz geboren, lernte Daniel Guggenheim zunächst als fünfjähriger Dreikäsehoch Blockflöte. Mit acht eroberte er die vielen weißen und schwarzen Tasten eines Klaviers. Genug von der Klassik und disziplinierten Fingerübungen entdeckte er als Dreizehnjähriger die Improvisation, spielte mit sechzehn Keyboards in einer Popband, um ein Jahr später seiner wahren Liebe zu begegnen: der schwarzen amerikanischen Musik, Blues und Jazz. Mit dem Saxophon war dann auch endlich das erklärte Lieblingsinstrument gefunden, das Guggenheim schließlich auch an der Berner Swiss Jazz School neben Komposition und Arrangement studierte und mit Diplom abschloss. Schon parallel zum Studium leitete Guggenheim sein eigenes Quartett. Wie alle jungen Saxophonisten verarbeitete er in seiner Musik auch Einflüsse John Coltranes.

Auf der Suche nach neuen Inspirationen ging Guggenheim zunächst nach Paris, dann ins ferne Rio de Janeiro. Während er dort in Jazzclubs spielte, lernte er 1983 Hermeto Pascoal kennen. Die regelmäßige Probezeit mit dem Musikanarchisten prägte Guggenheims Entwicklung maßgeblich. Doch ohne Arbeitserlaubnis erfolgte die Ausweisung aus Brasilien.

In Rio lernte ich eine völlig neue Mentalität kennen, eine andere Art von Musik. Hermeto und seine Musiker kreieren eine ganz eigenständige Art von Musik, indem sie sich völlig dieser Aufgabe widmen und darin aufgehen. Leben und Arbeiten ist für sie nicht mehr zu trennen, die Musik wird ein umfassendes Erlebnis. Beim Komponieren und Spielen läßt Hermeto Bilder los im Kopf und versucht so, seine eigene Identität zu finden.

Ende 1983 zurück in Europa schlug sich Guggenheim zunächst als Straßenmusiker durch, lebte von der Hand in den Mund. Um sich seine Brötchen zu verdienen, spielte er in verschiedenen Rhythm & Blues und Soul Bands, um sich dann in der Nähe von Frankfurt niederzulassen.

1988 traf Guggenheim dann erneut mit Hermeto zusammen. Mittlerweile war er durch seine Lehrertätigkeit in der Frankfurter Musikwerkstatt finanziell unabhängig geworden und traf seine Entscheidung back to Jazz. Seine ersten Trios und Quartetts entstehen, CD-Aufnahmen und Tourneen folgen.

1994/95 dann der erste Aufenthalt in New York. Den Erfahrungen von Rio mit der Entscheidung, sein musikalisches Leben der Jazzmusik zu widmen, konnte nur der logische Schluss folgen, noch einmal in die Lehre zu gehen, und zwar dort, wo diese Musik herkommt.

In New York spürte ich sofort eine unglaubliche musikalische und spielerische Energie. Ich habe alles darangesetzt, um eben diese Energie auch bei mir freizusetzen. Europa ist da halt doch etwas gemütlicher, wir spüren hier diesen ungeheuren – auch existentiellen – Druck gar nicht, mit dem dort gearbeitet wird. Kein Wunder, dass von dort immer wieder neue Impulse nach Europa kommen. Diese entstehen zwar dort, aber erst hier bei uns erhalten sie den nötigen Respekt.

Starke, unersetzbare Erfahrungen macht Guggenheim durch das Zusammenspiel mit Leuten wie Elvin Jones, Cecil McBee, Richie Beirach, Billy Hart, Roy Hargrove u.v.a. Seine neue Gruppe, mit der er auch gleichzeitig seine neue CD vorstellt, kommt aus New York.Ab 1996 wieder im Rhein-Main-Gebiet lebend, tourt er mit Jeff Williams, Scott Lee und Russ Lossing, mit denen er auch seine CD Sojurn aufnimmt in Europa und spielt mit Bob Degen, Vitold Rek, Keith Copeland, Janusz Stefanski, David Liebman, Jürgen Wuchner, Harry Becket, u.v.m. 
2003/4 auch mit den Grössen der deutschen Popszene Nena und Udo Lindenberg.

Im Herbst 2005 erscheint Guggenheim´s CD traces of, die er mit seinem aktuellen Quartett aufgenommen hat. Am Piano sitzt Peter Madsen, mit dem der Saxophonist seit einigen Jahren, vor allem im Duo, spielt. Zwischen den beiden Musikern hat sich im Laufe der Jahre eine tiefe musikalische Freundschaft entwickelt, die sich auch in der jetzigen Besetzung dokumentiert. Die grossartigen Musiker Sean Smith (bass) und Gerald Cleaver (drums) vervollständigen die Gruppe.

Nach Jahren des Reisens und Suchens nach seiner musikalischen Identität stellt sich Guggenheim nun als ein ausgereifter Musiker vor, der gelernt hat, die Summe seiner Erfahrungen im spontanen Spiel mit seinen Mitmusikern auszudrücken. Es entstehen spannende Momente, die der Inspiration völlig freien Lauf lassen können, doch immer basierend auf der Tradition.

2007 gründet Guggenheim die Gruppe The Hip. Lover Man und andere Standards sind Vorlagen für moderne Interpretationen. Groovig, sehr individuell und kreativ wird zu Werke gegangen. Mitmusiker sind Ulf Kleiner (piano/rhodes), Hanns Höhn (bass) und Tobias Backhaus (drums). Im Jahr darauf beginnen Guggenheim´s regelmässige Tourneen in Argentinien, zusammen mit Musikern aus Buenos Aires.

Ab 2009 Zusammenarbeit mit Natalya Karmazin u.a. am Deutschen Jazzfestival. Es entsteht auch Karmazin´s erste CD Birth of Indigo. 2011 wird Guggenheim Mitglied der Grandsheiks playing the Music of Frank Zappa. Hier spielt er auch keyboards.

2012 Viele Konzerte mit den verschiedenen Bands. Europa Tournee mit The New York Quartet. Während der Tour auch Aufnahmen in Koproduktion mit DRS2, für die 2013 erscheinende CD Beyond Moments And Time. Wieder mit Peter Madsen und Sean Smith. Anstelle von Gerald Cleaver ist nun der junge New Yorker Devin Gray an den Drums.

2014 - 2022. Tourneen mit "The New York Quartet", "Grandsheiks" und "Jazz gegen Apartheid". 

Ab 2018 Konzerte mit dem Daniel Guggenheim Quartet in neuer Besetzung. Mit Sebastian Sternal am piano, Dietmar Fuhr am bass und Silvio Morger an den drums. Im Herbst 2021 Aufnahmen für seine nächste CD „red orange and blue", die im Mai 2022 erscheinen wird.